Wie soll es für die Kreuzfahrt-Branche nach der Corona-Krise weitergehen? Wie soll ein reibungsloser Neustart aussehen und vor allem wie sollen bestimmte Hygiene- und Gesundheitskonzepte umgesetzt werden? Diese Fragen stellt sich zurzeit jeder Kreuzfahrer
Wir sind uns dem bewusst, dass das Antworten auf diese Fragen schwierig ist. Wir versuchen diese Antworten aber trotzdem auf Grundlage von Aussagen einiger Reedereivertreter zu geben. Gestern waren wir zu einer sehr interessanten Gesprächsrunde der Agentur ,,Global Communication Experts’’ eingeladen, bei der einige hochrangige Reedereivertreter zu Gast waren. Im Detail waren dies Christian Verhounig (CEO von Cruise & Maritime Voyages), Theodora Dimopoulou (Regional Director Continental Europe bei Celestyal Cruises), Andrea Kruse (COO von VIVA Cruises) und Dr. Marie Nauheimer (Geschäftsführerin der Primus-Linie, Frankfurter Personenschifffahrt).
Dass es mit Flusskreuzfahrten deutlich früher losgeht als mit Hochseekreuzfahrten, war bereits klar. VIVA Cruises, der hauseigene Veranstalter der Scylla AG, will ab Sommer (ca. Anfang Juli) wieder zu Flusskreuzfahrten starten. Dafür hat man extra neue Kurzreisen innerhalb Deutschlands auf Rhein und Main aufgesetzt, damit die Gäste zumindest für eine Zeit von vier Nächten Urlaub auf dem Fluss genießen können.
Christian Verhounig, CEO von Cruise & Maritime Voyages, konnte hingegen keinen sicheren Starttermin für Hochseekreuzfahrten nennen. Anders als bei Flusskreuzfahrten fährt man nicht nur ein Land an, wie z. B. bei den neuen VIVA Cruises Kurzreisen, sondern legt in vielen verschiedenen Ländern und Häfen an. In jedem Land gelten oft verschiedene und andere Bestimmungen, sodass es schwierig sei, allen Auflagen Folge zu leisten. Aufgrund der sich ständig ändernden Bestimmungen ist es also schwierig eine klare Aussagen zu treffen, auch wenn TransOcean Kreuzfahrten (Tochterunternehmen von CMV) offiziell alle Kreuzfahrten bis zum 5. Juni abgesagt hat.
Anders sieht es hingegen bei Celestyal Cruises aus. Theodora Dimopoulou konnte bereits deutlich klarere Aussagen treffen, als Christian Verhounig. Da Celestyal Cruises eine griechische Reederei ist und überwiegend auch nur griechische Häfen anfährt, sollte eine Wiederaufnahme des Betriebes bereits Ende Juli möglich sein, zumal Griechenland nur wenige Infektionsfälle gehabt habe und alles schnell eindämmen konnte, wie Dimopoulou berichtet. Der Starttermin für den generellen Tourismus in Griechenland wird offiziell als Anfang Juli betitelt.
Viele Reedereien, vor allem auf dem Fluss, haben ihre Gesundheit- und Hygienekonzepte bereits vorgestellt. Zu den Maßnahmen gehören vor allem eine noch gründlichere Reinigung und Desinfektion der Schiffe mit speziellem Konzept. So soll es bestimmte Vorgaben geben, wie z. B. Relings oder Türklinken gereinigt werden sollen. Wie zu erwarten wird an Bord auch eine Maskenpflicht geben (ausgenommen Restaurants und Außendecks). Neu angesprochen wurde ein Wegeleitsystem (Einbahnstraßen), das für die Einhaltung der Social Distancing Regeln sorgen soll.
Auch müssen grundlegende Veränderungen im Bordalltag gemacht werden. So soll es zwei Essenszeiten geben, da das Restaurant nicht komplett gefüllt sein darf, damit das Ansteckungsrisiko nicht zu hoch ist. Tische werden weiter auseinandergezogen und teils sollen sogar Plexiglasscheiben eingesetzt werden. Auch im Theater sollen die Kapazitäten reduziert werden. Christian Verhounig betonte nochmal ganz klar, dass die Kreuzfahrt bereits die höchsten und besten Hygienemaßnahmen in Hinblick auf Urlaube und Hotels besitze.
Außerdem will man mehr auf ,,No fly’’-Programme setzten. Passagiere kommen dann mit dem Auto zu ihrem Kreuzfahrtschiff und nicht mit einem Flieger.
Grundsätzlich sollen die Schiffe mit einer Maximalkapazität von 70% fahren. Die genannten Maßnahmen würden, anders als ich selbst befürchtet hatte, von den Gästen ganz gut angenommen. Es ist Fakt, dass die Leute wieder auf Kreuzfahrt gehen wollen - auch bei solchen Corona-Maßnahmen. Eine (nicht repräsentative!) Umfrage auf unserem Instagram-Account ergab, dass 62% der abgestimmten eine Maskenpflicht akzeptieren würden. Die Hygienemaßnahmen sollen auch immer weiter optimiert werden, sodass sie sicher sind und den aktuellsten Regularien entsprechen.
Viele sagen immer, dass sich ein Betrieb unter den aktuellen Umständen gar nicht lohnen würde, da keiner bucht. Diese Annahmen sind aber grundlegend falsch! Da die doch recht umfangreichen Hygiene- und Gesundheitskonzepte überwiegend von den Gästen akzeptiert werden, heißt dies im Umkehrschluss auch, dass gebucht wird.
Das konnten auch die Reedereivertreter bestätigen. Christian Verhounig von CMV sagte beispielsweise, dass einige Passagiere versucht haben auf Juni umzubuchen, obwohl die ursprünglich abgesagte Kreuzfahrt ebenfalls im Juni stattfinden sollte. Andrea Kruse berichtet, dass die neu aufgelegten Kurzreisen im Sommer sehr gut ankämen und die Buchungszahlen ebenfalls in Ordnung wären. Insgesamt buchen die Kunden aber eher für das nächste Jahr, wie alle übereinstimmend berichten.
Ich hoffe, dass euch dieser Beitrag einigermaßen beim Finden der Antworten auf die gängigsten Fragen beantworten konnte. Beachtet bitte, dass sich hierbei um zukunftsgerichtete Aussagen handelt!
Hochsee- & Flusskreuzfahrten
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