Die Meyer Werft wendete sich in einem sehr ausführlichen Video an die Werft-Fans und insbesondere an ihre Mitarbeiter und Vertriebspartner. Durch die Corona-Pandemie sinke die Nachfrage nach neuen Kreuzfahrtschiffen enorm - die Meyer Gruppe will ihre Auftragsbüchern deshalb strecken
Die Corona-Krise kam plötzlich und schnell - niemand konnte sich auf die Geschehnisse vorbereiten und wenn jemand an Silvester gesagt hätte: ,,Uns wird dieses Jahr ein Virus befallen und tausende Menschen um ihr Leben bringen’’, hätte man laut gelacht. Doch genau das, was niemand erwartet hätte, erreichte die gesamte Menschheit. Viele Branchen sind betroffen, auch der Schiffsbau. Die Meyer Werft-Geschäftsführer Thomas Weigend und Bernard Meyer äußerten sich nun in einem sehr ausführlichen Video zur aktuellen Situation und die Auswirkungen der ,,dramatischen Lage’’ auf den Kreuzfahrtmarkt.
,,Wir erleben derzeit die größte Krise der modernen Kreuzfahrt seit ihrem Bestehen.’’, beginnt Thomas Weigend das Video. Bernard Meyer erklärt: ,,Diese Krise ist ganz anders.’’, schließlich gab es noch keine Krise in der Kreuzfahrt-Branche, bei der nahezu alle Kreuzfahrtschiffe still stehen. Beide Geschäftsführer erwidern in dem Video, dass es jetzt bzw. noch über lange Zeit erstmal keine Neubestellungen für Kreuzfahrtschiffe geben wird. Die Reedereien haben derzeit andere Sorgen, denn sie möchten ihre bestehende Flotte natürlich wieder in Betrieb nehmen. Durch die enormen Verluste, sei mit Gewinnen für die Reedereien zur Steuertilgung erst wieder im Jahr 2022 zu rechnen, erklärt Meyer.
Die Nachfrage nach Neubauten könne weiter sinken, wenn die Reedereien Insolvenz anmelden. Denn in solchem Fall würden die gebrauchten Kreuzfahrtschiffe zu Spottpreisen auf dem Markt verkauft - damit könnten sich die Reedereien also schnell neue Schiffe beschaffen, ohne eines zu bauen. Für die Werften wäre das ein noch größeres Horrorszenario.
Genau aus den Aspekten will die gesamte Meyer Gruppe die Auftragsbücher an allen drei Standorten (MEYER WERFT Papenburg, MEYER TURKU und NEPTUN WERFT) strecken. Zwar seien dieses bis 2023 (MEYER WERFT Papenburg) und sogar 2024 (MEYER TURKU) gefüllt, allerdings könne es im schlimmsten Fall passieren, dass Aufträge storniert werden - das wäre ebenfalls ein riesiger Supergau für die Werften. Die Meyer Gruppe stehe derzeit in Kontakt mit ihren Kunden, damit eine Lösung gefunden werden kann, die beiden Seiten zusprechen würde.
Nun kann man nicht einfach sagen: ,,Wir strecken jetzt unser Auftragsbuch!’’. Damit man eine solche Maßnahme überhaupt ''durchziehen'' kann, sind gewisse Maßnahmen erforderlich. Die Meyer Werft diskutiere derzeit mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit, wie auch schon groß in den Medien zu lesen war. Auf lange Sicht müssten auch Stellen abgebaut werden, bezogen auch auf die Tochterunternehmen und Zulieferer. Dies würde wiederum dazu führen, dass statt zwei großen und einem kleinen Kreuzfahrtschiff nur ein großes und ein kleines abgeliefert werden könnten.
Darüberhinaus stehe man auchmit den Reedereien in Kontakt, um über die Verschiebung der Ablieferungstermine der bestellten Schiffe zu sprechen. Dies würde zahlreiche internationale, aber auch deutsche Kreuzfahrtunternehmen betreffen. So würde z. B. die AIDAcosma von AIDA Cruises, die in Papenburg gebaut wird oder auch die Costa Toscana von Costa und Mein Schiff 7 von TUI Cruises, die im finnischen Turku entstehen sollen, von Verspätungen betroffen sein.
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